Charlotte Davis
Das Gelöbnis
Roman, 212 S.
(Anmerkung: Dieses Buch ist von einem Hobbyautor
geschrieben und darum nicht im normalen Buchhandel
erhältlich.
Man kann den Roman online über die Star Trek Forum Homepage
bestellen.)
Die Handlung des Romans setzt kurz vor dem Geschehen in der
legendären Star-Trek-Classic-Folge "Blutfieber" ein. Zur
Erinnerung: Spock tötet im Pon-Farr beinahe seinen Freund
Kirk, da dieser von Spock's vulkanischer Verlobten T'Pring zum
Herausforderer gewählt wurde. Im Roman wird der Faden
geschickt weiter gesponnen und das Schicksal T'Prings erzählt.
Weil T'Pring mit dem Aufruf des Kal-if-fee (der Herausforderung),
ein Leben gefährdet und mit der Wahl des Herausforderers ihr
Gelöbnis gegenüber dem eigentlich als Kämpfer
vorgesehenen Stonn gebrochen hat, verliert sie nach der
vulkanischen Tradition alle ihre Rechte und wird Stonn als Eigentum
zugesprochen. Nur ganz allmählich in einem langen Prozess, der
durch viele Konflikte in Gang gesetzt wird, verbessert sich ihre
fast aussichtslose Lage.
Der Autorin gelingt es hervorragend, sich in den Charakter der
Vulkanier hineinzuversetzen und den Kampf zwischen Logik und
Emotion deutlich zu machen. Der Leser verfolgt das Geschehen
gewissermaßen mit den Augen eines Vulkaniers. Der karge
rationale Erzählstil wirkt hier unterstützend. Besonders
beeindruckt war ich von den Passagen, in denen aus vulkanischer
Sicht Begenungen mit Menschen geschildert werden, z.b.die von
T'Pring und Stonn gemeinsam mit Menschen verbrachten
Weihnachtsfeiertage. Überzeugend ist auch die Darstellung der
vulkanischen Sitten und Bräuche. Weniger gelungen ist das Buch
in den Action-Szenen, z.b. in der Schilderung des Kampfes zwischen
Vulkaniern und Klingonen auf Suran I. Hier wirkt das Geschehen
statisch und es kommt wenig Spannung auf. Ein weiterer Schwachpunkt
ist die Ausgangssituation des Romans. Ist es wirklich vorstellbar,
dass eine so fortgeschrittene Spezies wie die Vulkanier Sklaverei
duldet? Die Autorin versucht dies mit der vulkanischen Tradition zu
erklären. Dennoch werden die Leser hierüber sicherlich
geteilter Meinung sein.
Insgesamt bleibt der Eindruck einer den Leser ansprechenden
vulkanischen Liebesgeschichte, die besonders Star-Trek-Classik-Fans
zu empfehlen ist. Erwähnenswert sind auch die vielen liebevoll
gestalteten Illustrationen.
Sturek
William Shatner
mit Judith und Garfield Reeves-Stevens
Die Asche von
Eden (Der 1. Roman der
Kirk-Saga)
Roman, 393 S., Heyne Verlag
Der Roman schließt an die Ereignisse auf der
Friedenskonferenz von Khitomer an. Captain Kirk macht ohne sein
Schiff und ohne echte Aufgaben eine Midlife-Crisis durch. Da wird
zu allem Überfluss sein Intimfeind Admiral Drake zum neuen
Oberbefehlshaber von Starfleet ernannt. Nun hält Kirk nichts
mehr bei Starfleet. Als er eine wunderschöne Frau, halb
Klingonin, halb Romulanerin, kennenlernt, reicht er seinen Abschied
ein, um mit ihr auf ihrer Heimatwelt ein neues Leben anzufangen.
Damit wird er zu einer Schachfigur in Drakes kriminellem Spiel. Mit
Hilfe von Kirk will Drake eine geheime Superwaffe aufspüren,
um die Klingonen schachmatt zu setzen.
Mit Judith und Garfield Reeves-Stevens hat Shatner zwei
gestandene Star Trek-Autoren an seiner Seite. Es ist
müßig, darüber zu spekulieren, wie groß der
Anteil Shatners an diesem Buch ist. Wohl nur er, der sein Alter Ego
Kirk wie kein zweiter kennt, war in der Lage, eine derart
plastische Charakterstudie des legendären Captains
abzuliefern. Aber auch die anderen Crewmitglieder der Enterprise
kommen nicht zu kurz. Chekov und Uhura dürfen sich in einer
spannenden Undercover-Mission bewähren. Die Dialoge zwischen
Spock und Pille sind wieder mal zum Totlachen. Außerdem ist
das Ganze in einer sehr schönen geradezu poetischen Sprache
geschrieben. Leider ist das Buch für mich aber nicht der ganz
große Wurf. Dazu wirkt die Story zu konstruiert. Weshalb zum
Beispiel offenbaren die Anarchisten Teilanis Leuten nicht ihre
Herkunft? Außerdem griffen die Autoren mit dem Beamen als
Mittel zur Rettung Kirks und seiner Mannen nicht allzu tief in die
Trickkiste. Trotzdem läßt der Roman auf die in der
Rahmenhandlung angedeutete Fortsetzung gespannt sein.
Sturek
William Shatner
mit Judith und Garfield Reeves-Stevens
Die
Rückkehr (Der 2. Roman der
Kirk-Saga)
Roman, 456 S., Heyne Verlag
Die Borg planen Böses. Die Föderation soll
assimiliert werden. Dazu haben sich die Maschinenwesen mit
romulanischen Renegaten verbündet. Captain Kirks Leichnam auf
Veridian III wird von den Romulanern gekidnappt und mit Hilfe von
Borg-Technologie wiederbelebt. Kirk wird darauf programmiert zu
töten. Von nun an kennt er nur noch ein Ziel, die einzige
Person zu vernichten, die den Plänen der Borg und der
Romulaner gefährlich werden kann - Captain Picard alias
Locutus von den Borg...
Immer, wenn die Borg auftauchen, ist Spannung garantiert. Der
Roman "Die Rückkehr" macht hier keine Ausnahme. Das Buch
sorgte in den USA für Furore, und das zurecht. Einige Passagen
daraus gehören mit zum Besten, was ich bisher in Star
Trek-Romanen gelesen habe. Das Kommandounternehmen mit Picard und
Crusher gegen die von Borg eroberte Basisstation ist im Stil eines
Thrillers geschrieben. Das ist nichts für schwache Nerven.
Oder der köstliche Dialog zwischen Data und LaForge auf
Trilex. Zum Schreien komisch. Überhaupt hat mich Shatner damit
überrascht, dass die Charaktere von "The Next Generation" sehr
gut getroffen sind. Auch der Stil des Romans kann wie schon in "Die
Asche von Eden" überzeugen.
Schade nur, dass die Autoren der Figur Salatrel als
romulanischer Gegenspielerin von Kirk nicht mehr Tiefe verliehen
haben. Dadurch ist nicht richtig nachvollziehbar, dass Salatrel den
Captain ins Leben zurück holen lässt, um sich an ihm zu
rächen. Ohnehin würde Spock angesichts der Handlung
des Romans sicher eine Augenbraue nach oben schnellen lassen.
Außerdem ist das Ende für meinen Geschmack zu
unwahrscheinlich. Ein Starfleet-Raumschiff bietet der vereinten
Flotte von Borg und Romulanern Paroli ? Das ist wohl nur unter dem
Kommando von Captain Kirk möglich.
Sturek
William Shatner
mit Judith und Garfield Reeves-Stevens
Der
Rächer (Der 3. Roman der
Kirk-Saga)
Roman, 424 S., Heyne Verlag
Die Föderation steht vor
dem Zusammenbruch. Ein unbekanntes Virus bedroht das Leben auf
ihren Planeten. Die Wissenschaftler der Föderation stehen vor
einem Rätsel. Da taucht auf dem Planeten Chal der totgeglaubte
James T. Kirk auf. Er findet einen Beweis dafür, dass das
Virus ist künstlichen Ursprungs ist. Die Spur führt zu
einer geheimnisvollen Organisation von Fanatikern.
Die dramatische Ausgangssituation dieses letzten Teils der
Shatner-Trilogie wird von den Autoren zunächst gekonnt in eine
spannende Handlung umgesetzt. In drei unabhängigen
Handlungssträngen um Kirk, Picard und Spock werden nach und
nach die Puzzleteile der Verschwörung gegen die
Föderation aufgedeckt. Dabei gibt es starke Szenen, die unter
die Haut gehen, wie zum Beispiel den Gefühlsausbruch Spocks,
als er von der Ermordung seines Vaters erfährt.
Zusätzliche Spannung entsteht durch die Rückblende auf
die Geschehnisse auf Tarsus IV zur Zeit Kodos des Henkers, die zu
der seltsamen mentalen Verbindung zwischen Kirk und Sarek
führten.
Etwa in der Mitte des Buches, als die verschiedenen
Handlungsstränge zusammengeführt werden, geht den Autoren
aber leider die Puste aus. Viel zu früh wird klar, wer hinter
der Verschwörung steckt. Von da ab kommt die Story nur noch
mit Impulsgeschwindigkeit voran. Die Flucht vom vulkanischen
Raumdock verläuft lächerlich einfach. Die Handlung wird
immer wieder von endlos langen Dialogen unterbrochen. Am
Schlimmsten finde ich jedoch die Verbiegung des Charakters der
Hauptfigur des Romans. Was um alles in der Welt ist bloß in
Shatner gefahren, dass er sein Alter Ego Kirk auf einen wehrlos am
Boden liegenden Gegner schießen läßt. Der "echte"
Captain Kirk würde so etwas niemals tun.
Fazit: Ein halbes gutes Buch ist zuwenig.
Sturek
William Shatner
mit Judith und Garfield Reeves-Stevens
Das
Gespenst
Roman, 457 S., Heyne-Verlag
Nachdem der ehemalige
Captain James T. Kirk eine Zeitlang zusammen mit seiner
großen Liebe Teilani auf Chal den wohlverdienten Ruhestand
genossen hat, kehrt er für einen Kurzbesuch auf die Erde
zurück. Kaum auf der Erde angekommen wird Kirk von einer
Gruppe Rebellen aus dem Spiegeluniversum entführt.
Anführer der Rebellen ist ein alter Bekannter - niemand
anderer als der Spock aus dem Spiegeluniversum der legendären
Star Trek-Classic-Folge. Da Kirk sich für die
verhängnisvolle Entwicklung verantwortlich fühlt, die das
Spiegeluniversum seit seinem letzten Besuch genommen hat,
beschließt er , den Rebellen gegen die grausame Allianz aus
Klingonen und Cardassianern zu helfen, die sich inzwischen im
Spiegeluniversum etabliert hat.
Unterdessen bleiben die Vertreter der Allianz nicht
untätig. Teilani wird entführt, um Kirk unter Druck zu
setzen. Mit einem raffinierten Trick schaffen sie es
außerdem, Captain Jean-Luc Picard die Enterprise abzunehmen.
Wenn es der Allianz gelingt, die Enterprise in das
Paralleluniversum zu transportieren, ist die Widerstandsbewegung
verloren. Kirk und Picard setzen deshalb alles daran, das zu
verhindern. Es kommt zum Show-Down auf einem Asteroiden in den
Badlands, wo sowohl Kirk als auch Picard auf ihre gespenstischen
Zerrbilder aus dem Paralleluniversum treffen.
In diesem Roman haben die Autoren die erstaunliche Leistung
vollbracht, Anspielungen auf Ereignisse sowie Personen aus allen
vier Star Trek-Serien in die Handlung einzubeziehen. Der Leser
trifft auf viele bekannte Namen. Der bekannteste ist sicherlich
Kathryn Janeway, hier allerdings die "gespiegelte" Kathryn, die
gegen Ende des Romans sogar die "Voyager" kommandieren darf.
Allerdings übertreiben es die Autoren mit der Vielzahl von
Nebenfiguren meiner Meinung nach etwas. Personen aus den
verschiedenen Serien werden in die Handlung eingeführt und
verschwinden dann sang-und klanglos wieder in der Versenkung.
Beispiele hierfür sind Neelix und Tasha Yar. Überhaupt
hätte dem Buch eine Straffung gut getan. So kommt es trotz der
an sich flotten Story immer wieder zu Passagen, durch die sich der
Leser hindurchquälen muss. Außerdem ist auch in diesem
Buch das Beamen mehr als einmal das Mittel zur Rettung in letzter
Minute. Fällt den Autoren denn gar nichts Neues mehr ein?
Originell und interessant ist dafür die Konfrontation Picards
mit seinem "Zwilling" aus dem Spiegeluniversum dargestellt. Wenn
Regent Picard zu seinem Gegenspieler sagt, "Tief in unserem Innern
sind wir gleich.", kann das vom Leser ohne weiteres nachvollzogen
werden, so geschickt vermischt Shatner die Züge des
wahnsinnigen Regenten mit charakteristischen Eigenschaften des
Captains.
Das Aufeinandertreffen von Captain Kirk mit Ex-Imperator
Tiberius verspricht ebenfalls einiges. Leider endet das Buch genau
an dieser Stelle und läßt alles offen. Auf jeden Fall
hat der Roman Appetit auf die Fortsetzung gemacht.
Sturek
Mack Reynolds
Notruf aus dem
All
Titel der amerikanischen Originalausgabe: Star Trek: Mission to
Horatius
Roman, 207 S., Heel-Verlag
Dieser Roman ist etwas ganz Besonderes. Mit
der Lektüre des Buches begeben wir uns auf eine Zeitreise
zurück zu den Wurzeln von Star Trek. Im Jahr 1970, zwei Jahre
vor dem Start der Serie im deutschen TV, erschien "Notruf aus dem
All", der erste Star Trek-Roman überhaupt, in deutscher
Übersetzung. Danach war das Buch lange Zeit vergriffen und nur
mit viel Glück auf diversen Tauschbörsen zu bekommen. Der
Heel-Verlag hat es dankenswerter Weise übernommen, das Buch im
April 2000 neu herauszubringen. Dabei handelt es sich nicht nur um
eine bloße Neuauflage, sondern große Teile des Buches,
die in der Erstauflage bei der deutschen Übersetzung dem
Rotstift zum Opfer fielen, werden nun auch dem deutschen Leser
zugänglich gemacht.
Also ein echtes Sammlerstück.
So weit so gut, aber was hat das Buch dem heutigen Leser über
den Sammlerwert hinaus zu bieten?
Auf jeden Fall eine handfeste Story mit einigen Themen, die in
späteren Star Trek - Filmen und - Büchern immer wieder
aufgegriffen wurden. Die Crew der Enterprise unter dem Kommando von
Kirk ist zum Horatius-System unterwegs, um einem Notruf
nachzugehen. Auf der Suche nach der Quelle des Notrufs besucht die
Crew nacheinander drei Planeten der Klasse M, die von Menschen
kolonisiert worden sind und erlebt dort die verschiedensten
Abenteuer. Schon in diesem ältesten Star Trek-Roman ist
auffällig, dass die Erste Direktive offenbar nur dazu da ist,
um ständig verletzt zu werden. Vom ersten Planeten des Systems
wird ein Eingeborener entführt, auf dem zweiten Planeten eine
Revolution angezettelt und auf dem dritten Planeten das
Staatsoberhaupt (oder vielmehr sein Duplikat) vernichtet.
Interessant ist auch, dass deutsche Nazis in dem Buch einen breiten
Raum einnehmen. Welcher Fan der jüngsten Star Trek-Serie
"Raumschiff Voyager" denkt da nicht sofort an "Das
Tötungsspiel". Das Ganze ist flott erzählt und die
verschiedenen Charaktere der Classic-Crew kommen gut rüber,
weil die Dialoge zwischen ihnen auch den Ton von TOS treffen. Auch
der Humor kommt nicht zu kurz, zum Beispiel, wenn Uhura eine
Gitarrenseite nach der anderen reißt. Bei alldem darf
natürlich nicht vergessen werden, dass der Roman
ursprünglich im Kinderbuchverlag "Schneider" herausgebracht
wurde. Dementsprechend ist die Handlung des Romans einfach und die
Figuren sind nur als Typen dargestellt.
Dennoch sollte das Buch auch von erwachsenen Star Trek-Fans
gelesen und nicht einfach als Sammlerstück ins Regal gestellt
werden.
Sturek
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