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ST: Die Neue Grenze-Romane

 
Captain Calhoun | U.S.S. Excalibur | Märtyrer
Dunkle Verbündete



Peter David

Captain Calhoun

Roman, Heyne-Verlag, 327 Seiten

Captain CalhounIm November 2000 war es endlich soweit. Nun kamen auch die deutschen Star Trek-Fans in den Genuss der in den USA schon seit 1997 laufenden Buchserie "Die Neue Grenze", deren Autor kein Geringerer als Peter David ist,der wohl profilierteste Star Trek-Autor überhaupt. Der Heyne-Verlag brachte den ersten Band der neuen Roman-Serie heraus, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, da sonst wichtige Fakten für das Verständnis der Handlung der nachfolgenden Bände fehlen.In dem Band "Captain Calhoun" sind die ersten beiden Romane der Serie, "Kartenhaus" und "Die Leere" zusammengefaßt.
Schon im ersten Teil (Kartenhaus) trifft der Leser auf viele bekannte Namen, wie zum Beispiel Captain Jean-Luc Picard, Botschafter Spock, Admiral Jellico und die allseits "beliebte" Admiralin Nechayev.
Am Beginn des Buches steht eine Rückblende auf eine Zeit vor zwanzig Jahren, als der zu dieser Zeit neunzehnjährige M'K'N'ZY von Calhoun (Calhoun = Hauptstadt des Planeten) auf dem Planeten Xenex sein Volk beim siegreichen Aufstand gegen die Besatzer des Danterischen Imperiums anführt. Auf der Flucht vor seinen Verfolgern verschlägt es ihn in die als Ödnis bekannte Wüste seines Planeten. Dort wird er von seinen Verfolgern lebensgefährlich verwundet. Und dann, im Fieberdelirium, hat er eine Vision, die bestimmend für sein weiteres Leben sein soll. Er sieht Captain Jan-Luc Picard, der ihn als Starfleetoffizier anredet und ihm hilft, die letzten Kräfte zu mobilisieren. Nur wenige Tage später steht er vor dem Captain, der als Vertreter der Föderation die Friedensverhandlungen zwischen dem Danterischen Imperium (das Mitglied der Föderation ist) und Xenex führen soll.
Nach einem Zeitsprung von zehn Jahren trifft der Leser auf Soleta, eine junge Wissenschaftlerin vulkanisch-romulanischer Abstammung. Soleta wird auf Thallon gefangen genommen und kann nur mit Hilfe von Botschafter Spock und dem thallonianischen Lord Si Cwan entkommen.
Wieder ein Zeitsprung - acht Jahre später: Selar wird in die Handlung eingeführt. Selar ist eine junge Vulkanierin, die nach einer traumatischen Erfahrung im Pon Farr beschließt, ihr weiteres Leben völlig emotionslos und nur der Wissenschaft gewidmet zu führen.
Und dann die Gegenwart. Nachdem wichtige Personen der neuen Serie vorgestellt worden sind, beginnt nun die eigentliche Handlung. Das Thallonianische Imperium bröckelt an allen Ecken und Enden. Die Föderation soll helfen. Doch was ist mit der Obersten Direktive? Thallon ist nicht Mitglied der Föderation. Aber ein Beobachterschiff soll entsendet werden - die Excalibur. Auf Empfehlung von Captain Picard soll das Kommando M'K'N'ZY von Calhoun bekommen, der inzwischen eine bewegte Karriere als Starfleetoffizier Mackenzie Calhoun hinter sich hat. Allerdings muss Calhoun erst einmal aufgespürt werden, da er schon vor längerer Zeit aus Starfleet ausgeschieden ist

Im zweiten Teil "Die Leere" bricht die U.S.S.Excalibur zu ihrer Mission in den thallonianischen Raum auf. Dort soll sie vor allem zu humanitären Hilfsmaßnahmen eingesetzt zu werden. An Bord befinden sich einige bis jetzt selbst eingefleischten Trekkies unbekannte Rassen. Zum Beispiel Burgoyne, dessen/deren Rasse sowohl in männlicher als auch in weiblicher Hinsicht voll funktionstüchtig ist. Auch ein blinder Passagier findet sich an Bord ein. Der will im Interesse des Thallonianischen Imperiums helfen, verfolgt aber außerdem ganz eigene private Interessen. Auch andere interessieren sich für diese Region des Weltraumes. Das Danterische Imperium möchte wissen, was auf Thallon vor sich geht. Die Heimatwelt des thallonianischen Imperiums wird in ihren heiligen Schriften als "Rastwelt" einer alten unbekannten Zivilisation bezeichnet.

Bekanntes und viel Neues werden in diesem Buch geschickt miteinander verknüft. Wer die "alten" Stories um Kirk, Picard und Co langsam leid ist, wird das Buch mit Vergnügen lesen. Die Crew um Captain Calhoun besitzt enorm viel Sympathiepotenzial. Einige noch wenig "verbrauchte" Personen aus dem TNG-Universum, wie Commander Shelby oder Robin Lefler werden geschickt in die Mannschaft integriert.
Peter David entwickelt eine völlig eigenständige Story, die den Leser den nächsten Romanen der Serie entgegenfiebern läßt. Nicht zuletzt deshalb, weil sich am Ende einige Hauptpersonen in einer gefährlichen Situation befinden. Durch Davids flüssigen Schreibstil kommt an keiner Stelle des Romans Langeweile auf. Die zum Teil äußerst witzigen Dialoge bilden gewissermaßen das Sahnehäubchen auf der Torte. Köstlich amüsieren kann sich der Leser beispielsweise, wenn die Brückencrew der U.S.S. Enterprise darüber rätselt, ob Riker in Stresssituationen eher gackert oder schnattert.

Wer jetzt immer noch keine Lust bekommen hat, das Buch zu lesen ist selber schuld.

Jane


Peter David

U.S.S.Excalibur

Roman, 343 S., Heyne-Verlag

U.S.S. ExcaliburDieser zweite Band der Buchserie "Die Neue Grenze" mit den beiden Romanen "Der Zweifrontenkrieg" und "Endspiel" ist nicht so gut wie der erste Band "Captain Calhoun". Er ist besser.

Die neue Crew um Captain Calhoun bricht mit der U.S.S. Excalibur in den thallonianischen Raumsektor auf und muss dort ihre ersten Bewährungsproben bestehen. Gleich zu Beginn von "Der Zweifrontenkrieg" wird die Excalibur in eine Raumschlacht verwickelt. Die Nelkariten greifen das Schiff an. Sie geben aber schon nach dem ersten Schußwechsel klein bei und bieten den von der Excalibur geretteten Flüchtlingen Asyl an.Captain Calhouns Zweifel an der Aufrichtigkeit der Nelkariten erweisen sich schon bald als begründet.
Die Asylanten werden von den Nelkariten zu Geiseln gemacht, um von der Excalibur Föderationstechnologie zu erpressen. Aber gerade im Umgang mit derartigen Situationen scheint Captain Calhoun ein wahrer Meister zu sein, hat er doch schon früher als Freiheitskämpfer auf Xenex Erfahrungen mit Geiselnahmen gesammelt. Auch die Erste Direktive ist für ihn kein ernsthaftes Hindernis. Wie Calhoun die Situation löst, ist wirklich genial und soll hier nicht verraten werden.

Im zweiten Handlungsstrang des Romans, der sich bis in den Roman "Endspiel" hinein fortsetzt, wird der Thronfolger des untergegangenen Thallonianischen Imperiums Si Cwan, der sich in Begleitung des Sicherheitschefs der Excalibur Zak Kebron befindet, von thallonianischen Rebellen in eine Falle gelockt. Auf der Zentralwelt des Imperiums soll Si Cwan vor ein Tribunal gestellt werden. Allerdings haben die Rebellen die Rechnung ohne Zak Kebron gemacht. Denn Kebron ist ein Brikar und das bedeutet, dass er die "Ausmaße und Standhaftigkeit eines Kontinentes" besitzt. Da Si Cwan den Rang eines Botschafters der Förderation bekleidet, vertreibt Kebron kurzerhand die Wächter, wandelt ihre Zelle in eine Botschaft der Föderation um und verteidigt sie selbst gegen einen Energiewaffen- und Gasangriff. Als Captain Calhoun auf Thallon eintrifft, steht der Planet kurz vor seiner Auflösung. Trotzdem wird er in dem einsetzenden Chaos zu einem Duell auf Leben und Tod herausgefordert.

Im vorliegenden Band gibt es einige recht blutige Szenen. Wollte Peter David hier Stephen King Konkurrenz machen? Manchmal übertreibt er meiner Meinung nach etwas. Aber das ist sicherlich Geschmackssache. Auf jeden Fall sind diese Szenen nicht an den Haaren herbeigezogen sondern ergeben sich glaubhaft aus der Handlung. Captain Calhoun entpuppt sich im zweiten Doppelband der neuen Buchserie immer mehr als eine Art Superkirk, der die auf die Crew zukommenden Probleme im Alleingang löst. Bis jetzt kommt er damit durch. Natürlich ergeben sich dadurch Zusammenstöße mit der resoluten Shelby, die als 1. Offizier mehrmals übergangen wird. Aber gerade solche Konflikte machen eine Story interessant. Kommen dazu noch eine spannende Handlung und eine Prise Humor hinzu, dann ist der große Wurf gelungen. Und genau das ist bei diesem Buch der Fall.

Mit dem Auftauchen des "Großen Vogels der Galaxis" erweist P. David übrigens Gene Roddenberry seine Referenz, dessen Spitzname so lautete.

Jane und Sturek


Peter David

Märtyrer

Roman, 314 S., Heyne-Verlag

MärtyrerPeter Davids fünfter Roman der Buchserie "Die neue Grenze" knüpft an den Band Excalibur an, der bekanntlich mit einem Paukenschlag endet: Der "Große Vogel der Galaxis" schlüpft aus seinem "Ei" und zerbröselt dabei einen ganzen Planeten.
Die Kunde vom Auftauchen des Vogels und Captain Calhouns Rolle während der Ereignisse rast mit Überlichtgeschwindigkeit durch den gesamten Raumsektor und weckt unterschiedliche Hoffnungen. Auf den grausam von der Sekte der Erlöser unterdrückten Welten glaubt man, dass Captain Calhoun der Befreier ist.

Für die Bewohner Zondars dagegen verkörpert Calhoun auf Grund einer uralten Prophezeiung den verheißenen Messias, der allein ihren jahrhundertelangen Bürgerkrieg beenden kann. In der Hoffnung, weiteres Blutvergießen verhindern zu können, spielt der Captain auf Zondar diese Rolle, ohne zu ahnen, dass es noch einen zweiten dunklen Teil der Prophezeiung gibt. Sein sechster Sinn für Gefahren warnt ihn zu spät. Ein seltsames Orakel verheißt dem Captain, dass weder Mann noch Frau ihn retten kann. Insider wissen natürlich sofort, damit kann nur der Hermat Lt. Burgoyne gemeint sein. Während "Burgy" den Captain sucht, orten die Sensoren der Excalibur ein schwerbewaffnetes Schiff der Erlöser auf Abfangkurs...

Also Peter, obwohl du mein Lieblings-Star Trek-Schriftsteller bist, muss ich dich etwas kritisieren. Die Story des Romans ist nicht überwältigend. Das Paradox der sich selbst erfüllenden Prophezeiung, das hier teilweise anklingt, ist zwar interessant, aber schon aus antiken Sagen bekannt (Ödipus). Und die Erklärung für die überlegene Technik in der verbotenen Zone auf Zondar bleibst du uns auch schuldig. Außerdem wirken die Hauptfiguren teilweise nur wie Comic-Helden. Zum Beispiel kommt Captain Calhoun, mit dem Heiland-Bonus versehen, auf den Planeten, um die zerstrittenen Parteien zu einen, und als ihm das nicht gleich gelingt, knallt er die Clansführer mit den Köpfen zusammen

Das alles wird aber dadurch mehr als wettgemacht, dass die Weiterentwicklung der Beziehungen der Crew-Mitglieder an Bord der Excalibur äußerst witzig dargestellt ist. Hier geht es um drei Dinge: Sex, Sex, Sex. Die spannende Frage lautet: Wer wird Selars Pon-Farr-Partner ? Die Dialoge zwischen den beteiligten Personen sind zum Brüllen komisch. Da auch der Schreibstil Davids wieder wie gewohnt flüssig und gut lesbar ist -
mit Warp-Geschwindigkeit besorgen.

Sturek


Peter David

Dunkle Verbündete

Roman, 343 S., Heyne-Verlag

Wer ein Fan von "Gute Zeiten – schlechte Zeiten" ist kommt zumindest in der ersten Hälfte des Buches voll auf seine Kosten. Kapitellang wird das vielfältige Beziehungsgeflecht der Besatzungsmitglieder beleuchtet, analysiert, verwirrt und nur teilweise wieder entwirrt. Hier nur eine kleine Auswahl der Probleme: Calhoun gegen Si Cwan; Si Cwan gegen Xyon; Xyon gegen Calhoun; Kallinda für Xyon; Xyon für Kallinda oder doch nicht?; Calhoun und Shelby; Burgoyne für Selar; Selar gegen Burgoyne; Robin Lefler für Si Cwan, aber der merkt absolut nichts oder will nichts merken, denn er hat eindeutig einen Adelskomplex und hält sich und seinesgleichen für die Krone der Schöpfung.
Im zweiten Teil des Buches wird die Story aber doch noch recht spannend, als es darum geht, die Schwarze Masse vom Planeten der Erlöser fernzuhalten und zu zerstören. Die Schwarze Masse kommt im unregelmäßigen Abstand von mehreren Jahrzehnten aus der sogenannten Hungerzone und verschlingt ganze Planeten und deren Sonnen. Diesmal hat sie sich Tulaan IV ausgesucht, die Heimatwelt der Erlöser. Und die bitten ausgerechnet ihren Erzfeind Captain Calhoun um Hilfe. Um ihn zu überzeugen, wie sehr ihm das Wohl der Erlöser am Herzen liegt, nehmen diese einen Planeten mit zwei Millarden Bewohner in Geiselhaft. Dazu genügt ein einziger auf dem Planeten versteckter Erlöser. Denn wie der eingeweihte Leser weiß, wird beim gewaltsamen Tod eines Erlöserpriesters (also auch bei Selbstmord) ein Virus freigesetzt, das binnend weniger Stunden alles Leben auf dem Planeten auslöschen würde.
Also nehmen Captain Calhoun und die U.S.S. Excalibur Kurs auf Tulaan IV um der Schwarzen Masse den Weg abzuschneiden. Dabei erweist es sich als schwierig erst einmal herauszubekommen, wie die Natur des Wesens beschaffen ist. Ist es intelligent oder nur eine Fressmaschine, die rein instinktiv handelt? Ist es ein riesiges Einzellebewesen oder ein Zusammenschluss von vielen unabhängig voneinander existierenden Wesen? Kann es abgelenkt und anderweitig "gefüttert" werden oder muss es rigoros getötet werden?
Im Vergleich zur Schwarzen Masse erscheint die Excalibur nur als ein winziges Staubkorn, für die schon ein kleiner "Ableger" des unbekannten Wesens zur tödlichen Bedrohung wird.
Der vermeintliche Sieg ist allerdings auch mit Opfern verbunden, so erscheint es zum Schluss des Buches, mit Opfern, die der Leser nicht so recht wird akzeptieren wollen. Lassen wir uns überraschen, wie Peter David das im nächsten Band wieder hinbiegen wird.

Jane