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Schottland 2000

Ein Brief in die "Heimat", geschrieben in Schottland
Aviemore 06.08.2000

Hallo Maria,

ich wünschte, du hättest heute mit meinen Augen sehen können. Obwohl wir heute die längste Etappe (83,1 km) radelten, war es für mich die schönste. Zwar dauerte es eine Weile, bis wir uns durch die Straßen von Inverness gewuselt hatten, aber da braucht es eben Geduld.

Glen Coe Schlucht
Der Wächter der Glen Coe Schlucht

Endlich hatten wir unsere Straße und es ging hoch - hoch - hoch. Inverness (von wo wir gegen 9.30 Uhr aufbrachen) liegt an der Küste und unsere Etappe führte uns durch die zentralen Highlands. Da hieß es also >>> "klettern". Als wir aus Inverness rausradelten, sahen wir schon in der Ferne die erste Bergkette. Ganz im Geheimen denkt man dann immer: ,Da müssen wir bestimmt nicht hin.' Und man hat diesen gewaltigen Berg stundenlang vor sich und kommt ihm immer näher. Und irgendwann sieht man dann eine Straße an diesem Berg "kleben". Dann merkst du dir, welche Autos dich gerade überholt haben, ein rotes, ein weißes, ein blaues, und du lässt die Bergstraße nicht mehr aus den Augen. Zehn Minuten später siehst du auf der Bergstraße ein rotes, ein weißes, ein blaues Auto. Dann ist alles klar. Und dann überlege ich mir schon immer, womit ich mich gedanklich beschäftigen kann, um den Berg einfach zu "vergessen", ihn "wegzudenken". Aber meistens brauche ich nicht lange nachzudenken, mir fällt recht schnell was Schönes ein, dass mich ablenken kann. Klappt bestens. Und irgendwann ist der Berg hinter uns und die nächste Berkette ist in der Ferne zu sehen, noch ein bisschen höher, und das ganze Spiel beginnt von vorn.

Auf dieser Etappe radelten wir fast nur Nebenstraßen, die kaum befahren waren. Nur selten störte ein Auto. Anfangs kamen wir durch eine Laubwald - Wiesen - Weiden - Landschaft. Keine Ortschaften mehr, nur verstreute Gehöfte.

Und dann führte uns unser Weg eine ca. 25 km lange Nebenstraße durch eine völlig menschenleere Highland - Heide - Landschaft. Weder Zäune noch Rinder, nicht einmal Schafe erinnerten daran, dass es nur eine Autostunde bis zur nächsten Ortschaft war. Aber als Fahrradfahrer rechnet man anders.

Heidelandschaft
Einsame Heidelandschaft

Ich wollte schon immer mal die Heideblüte in der Lüneburger Heide erleben, jetzt hatte ich Heideblüte in Schottland. Die Berhänge dicht bewachsen mit den unterschiedlichsten Arten von Heidekraut und das über 25 km. Ein Autofahrer ist da in ½ Stunde durch. Ich konnte / durfte / wollte es mehrere Stunden erleben. Konnte die Landschaft mit Augen, Nase, Ohren, Haut erfahren. Ein Autofahrer kann viele Kilometer erfahren. Ich kann die Kilometer zweifach erfahren, erstens mit dem Rad und zweitens mit allen meinen Sinnen. Meine Klimaanlage ist der Fahrtwind, der meine sonnenverbrannte Haut bei langen Abfahrten kühlt. Oder die Sonne, die mich nach langer Abfahrt beim noch längeren Berganfahren wieder durchbrät. Heute war ein Tag des Durchbratens, d.h. wir hatten durchweg gutes Wetter. Die Sonne schien fast den ganzen Tag und es waren Temepraturen so um die 20°C, gerade richtig zum Fahren.

Was gibt es besseres, als nach ca. 55 km den Kocher und Wassertopf am Wegesrand aufzubauen, sich einen heißen Tee zu kochen und sich mit Kuchen und Keksen den Bauch vollzuhauen, um auch die restlichen fast 30 km zu schaffen. Die gingen dann aber haupsächlich bergab (weil wir es uns verdient hatten), waren aber trotzdem noch mit einigen Anstiegen gewürzt.

Leider liegt Aviemore in einem Tal, d.h. dass wir morgen erst wieder hoch müssen. Aber wird schon werden.

Bis zum nächsten Brief tschüssi.

Ist schon wieder so dunkel, dass ich eine Taschenlampe zum Schreiben brauche.

Am Meer
Abends an der Westküste

Bis dann ...

Gudrun

Bilder aus Schottland: (zum Vergrößern einfach auf das Bild klicken)

Auf dem Gipfel Ein Holzbauteil on the road Eileen Donan Castle

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