dedicated to: Sturek, meinem schärfsten Kritiker und Shiantara. die mich mit ihrer Geschichte inspiriert hat.

Vor Janeway‘s Quartier

... Chakotay holte noch einmal tief Luft, dann betätigte er den Türsummer. Gleichzeitig mit dem „Herein“ glitt die Tür auf und Janeway stand vor ihm. Sie musterten sich gegenseitig. Der Anblick des anderen in Uniform war alltäglich, der Anblick in Zivil etwas ungewohnt. Chakotay hatte die Hände hinter dem Rücken, ein Umstand, der Janeways Neugierde weckte. „Haben Sie da etwas, von dem ich wissen sollte?“, fragte sie.

Er lächelte sie verschmitzt an. „Nun ja“, sagte er, „Santa Claus hat da etwas für eine gewisse Kathryn Janeway bei mir abgegeben. Kennen Sie die Person zufälligerweise?“

„Ein Geschenk für mich?“ Kathryn streckte erwartungsvoll die Hand aus.

„Nicht so hastig“, versuchte er ihre Neugierde zu zügeln. „Santa Claus hat mir aufgetragen, dass die betreffende Person zuvor noch ein Gedicht aufsagen oder ein Lied singen muss.“

Am Ende des Ganges tauchten zwei weitere Besatzungsmitglieder auf. Janeway packte Chakotay am Arm und zog ihn in ihr Quartier. Er stolperte hinterher.

„Captain!“, Chatotay tat besorgt, „Hoffentlich entstehen keine Gerüchte, wenn es sich herumspricht, dass der Captain seinen ersten Offizier ins Quartier zerrt.“

Kathryn sah ihn genervt an. „Machen Sie es nicht so spannend, Chakotay. Was haben Sie da hinter dem Rücken?“

„Erst das Lied, oder ein Gedicht tut es auch.“

„Und wenn ich Ihnen den dienstlichen Befehl gebe, es zu zeigen?“, versuchte es Janeway auf die Befehlstour.

Chakotay sah sie bekümmert an. „Dann wird es wohl mit dem Geschenk nichts werden. Die Anweisung von Santa Claus war eindeutig und heute steht er über Ihnen.“ Er tat so, als wolle er das Quartier verlassen, achtete aber darauf, dass sie keinen Blick auf das Geschenk erhaschen konnte.

Mit einem Seufzen gab sie sich geschlagen. „Aber wehe Sie verraten etwas an die anderen. Ich habe keine Lust, bei Neelix` nächstem Talentewettbewerb ein Gesangssolo vortragen zu dürfen.“

„Versprochen, also ich höre.“

Janeway stellte sich so,dass sie aus ihrem Fenster in die Schwärze des Alls sehen konnte und sang mit leiser, klarer Stimme „Stille Nacht, heilige Nacht“.

Chakotays Gesichtszüge entspannten sich, als er ihr zuhörte. Sein Blick wurde noch sanfter als sonst und ein verträumtes Lächeln umspielte seinen Mund. Nachdem Kathryn fertig war, wandte sie sich um und erwischte ihn mit diesem Ausdruck im Gesicht.

„Commander“, holte sie ihn in die Wirklichkeit zurück. Er zuckte zusammen, hatte sich aber einen Augenblick später wieder unter Kontrolle. Mit einem verlegenen Grinsen reichte er ihr das sorgfältig eingepackte Geschenk. Irgendwie kam es ihm jetzt fehl am Platze vor. Mit gespanntem Gesicht wickelte Kathryn das Päckchen aus. Irritiert sah sie auf das gelbe Ding, das sie da in der Hand hielt.

„Ich will hoffen, dass sie das nicht Naomi Wildmann entwendet haben“, sagte sie etwas unsicher.

Chakotay hätte sich ohrfeigen können. Hätte er sich doch bloß etwas Vernünftiges einfallen lassen, aber jetzt war es zu spät.

„Natürlich nicht“, sagte er, „ich habe es selbst repliziert. Wo Sie doch immer so allein in Ihrer Badewanne sind, dachte ich mir, ein Quietscheentchen würde Sie etwas aufmuntern. War wohl kein so guter Einfall.“ Mit diesen Worten wollte er ihr die kleine gelbe Gummiente wieder aus der Hand nehmen.

„Kommt gar nicht in Frage!“, lehnte sie ab und schloss ihre Hand fester um das Entchen, das daraufhin quietschte. „Hören Sie, es unterhält sich schon mit mir. Wie könnte ich es da noch weggeben?“

Erleichtert atmete Chakotay auf, nun war sein Geschenk doch noch gut angekommen. Er sah auf den Zeitmesser. „Wir sollten jetzt langsam zur Feier gehen“, sagte er. „Wenn wir zu spät kommen, geben wir den Gerüchten nur neue Nahrung.“

Mit einer Verbeugung bot er ihr seinen Arm an, den sie mit einem gnädigem Kopfnicken nahm. Lachend zogen sie beide los in Richtung Holodeck II, wo Neelix alles für eine typisch irdische Weihnachtsfeier vorbereitet hatte (so meinte er jedenfalls).

(Danke Jens)

***

Weihnachtsfeier

Weihnachtsfeier

Weihnachtsfeier

***

Kurz nach Captain Janeway verließ auch Chakotay die Weihnachtsfeier. Die letzte Nacht war wegen der Jagd schon recht kurz gewesen. Nun war es schon wieder nach Mitternacht und in wenigen Stunden würde seine Alpha – Schicht beginnen.

Trotzdem wollte er es nicht versäumen, Kathryn noch eine gute Nacht und einen schönen Weihnachtstraum zu wünschen. Nach kurzem Zögern tippte er auf seinen Kommunikator. Zuerst war nur Rauschen zu hören, dann Plätschern und schließlich hörte er die vertraute Stimme.

„Janeway hier“, und dann leiser, wie für jemand anderen bestimmt: „Nanu, wo bist du denn?“

„Captain?“ Chakotays Stimme klang misstrauisch.

„Commander sind Sie das?“ Wieder war Plätschern zu hören.

Jetzt wollte Chakotay der Sache auf den Grund gehen. „Ja, Chakotay hier. Offensichtlich stimmt etwas mit der Kommunikation nicht. Ich höre so seltsame Geräusche aus dem Kommunikator. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es, nun ja, dass es plätschert.“

Vom anderen Ende war unterdrücktes Lachen zu hören. „Da haben Sie ganz richtig gehört. Ich nehme als krönenden Abschluss des Tages ein Bad.“

Chakotay schluckte erst einmal. Die Vorstellung von Kathryn Janeway in der Badewanne weckte ganz eigene Gedanken in ihm. Aber halt, wenn sie in der Badewanne saß, wen hatte sie dann mit <Nanu, wo bist du denn?> gemeint? Die Gedanken, die ihm jetzt kamen, waren alles andere als erfreulich.

„Hallo Chakotay, sind Sie noch da? Was haben Sie auf dem Herzen?“, und dann wieder leise: „Ach, da bist du ja.“

Das war nun doch zu viel für ihn. Mit kühler, um Sachlichkeit bemühter, Stimme sagte er nur: „Eigentlich hat es auch Zeit bis zum Dienstbeginn. Ich wollte Sie nicht stören. Chakotay Ende.“

Janeway zog in ihrer Badewanne nur überrascht die Augenbrauen hoch und plätschterte dann munter weiter.

***

Am nächsten Tag im Besprechungsraum

Die Senioroffiziere waren nach der langen Weihnachtsnacht noch ein wenig schläfrig. Besonders B`Elanna und Tom machten einen etwas abwesenden Eindruck. Dazu kam noch ein grünlicher Schimmer auf ihrer Haut, der nicht ihrer sonstigen Gesichtsfarbe zu entsprechen schien. Nur Neelix Rededrang war ungebrochen. Er redete nun schon zehn Minuten darüber, was er für die anderen Besatzungsmitglieder für Feiern organisieren wollte.Er dachte dabei an Klingonen, Vulkanier, Bolianer.

Als er vom bajoranischen Dankbarkeitsfest zu schwärmen begann, unterbrach Janeway ihn verzweifelt: „Wir alle wissen ihre Bemühungen zu schätzen, die Moral der Besatzung zu heben Neelix. Aber was halten sie davon, uns ihre Ideen erst dann vorzustellen, wenn das entsprechende Fest unmittelbar bevorsteht?“

„Kein Problem, Captain. Ich werde einen detaillierten Plan entwerfen, in dem ich ...“

„Neelix!“, der genervte Ausruf seines Captains brachte den Talaxianer zum Schweigen. Besänftigend hob er die Hände und lehnte sich zurück.

„Das war dann wohl alles für heute“, sagte Janeway und entließ mit diesen Worten ihre Offiziere.

Nachdenklich sah sie dem Commander hinterher. Er war heute sehr in sich gekehrt, hatte die ganze Zeit über nichts gesagt. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. <Ich werde mal mit ihm reden müssen.>, nahm sie sich vor, <er war gestern nach der Weihnachtsfeier schon so komisch.>

Sie folgte ihren Offizieren auf die Brücke, machte dort einen Rundgang, fand alles bestens in Ordnung und zog sich in ihren Breitschaftsraum zurück.

Chakotay hatte es sich gerade in seinem Sessel auf der Brücke bequem gemacht, als er die Aufforderung seines Captains vernahm, sich in ihrem Raum zu melden. Er übergab die Brücke an Tuvok und machte sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg.

Janeway saß auf ihrer Kautsch und sah ihm mit einem aufmunternden Lächeln entgegen. Das verbesserte seine Laune aber überhaupt nicht, eher im Gegenteil. Ihr Lächeln nahm er als ein Zeichen dafür , dass sie ein besonderes Erlebnis gehabt hatte. Seine Einbildungskraft brachte ihm da einige Gedanken in den Kopf, die er lieber nicht zu Ende dachte.

Mit verschlossenem Gesicht blieb er in der Mitte des Raumes stehen und erwartete ihre Befehle. Dabei sah er haarscharf an ihr vorbei. Janeway lud ihn mit einer Handbewegung zu sich auf die Kautsch ein. Widerstrebend folgte er der Einladung. Langsam wurde ihr die Sache aber auch zu dumm.

„Sie waren heute bei der Besprechung auffällig schweigsam“, begann sie vorsichtig.

„Ich hatte nichts zu sagen“, kam die kurze Antwort.

„Chakotay, hören Sie, da ist doch irgendetwas. Sie waren gestern nacht schon so seltsam, als Sie mich noch mal kontakteten. Sie wollten mir etwas sagen,das dann auf einmal Zeit bis heute früh hatte. Da warte ich jetzt noch drauf.“

„Hat sich schon erledigt, es war nicht wichtig“, versuchte er auszuweichen.

„Versuchen Sie nicht, sich rauszureden. Etwas bedrückt Sie doch. Also los, raus mit der Sprache!“

Plötzlich dachte sie an die Jagd , an den Drink, den sie noch in ihrem Quartier genommen hatten und an die Verabschiedung an ihrer Tür. Und sie dachte an Chakotays Berührung. Vielleicht bereute er schon, was er getan hatte und wusste nun nicht, wie er es ungeschehen machen konnte. Der Gedanke gefiel ihr gar nicht. Sie jedenfalls hatte den Augenblick genossen. Schon wollte sie ihn entlassen und nicht weiter in ihn dringen, als er tief durchatmete, sie ansah und mit gepresster Stimme herausbrachte: „Ich dachte immer, wir wären Freunde und hätten keine Geheimnisse voreinander.“

Sie beugte sich vor, legte eine Hand auf sein Knie und sah ihm tief in die Augen.

„Aber Chakotay, das sind wir doch auch. Was habe ich getan, dass Sie daran zweifeln?“

Wieder atmete er tief durch, wich ihrem Blick aus. Offensichtlich war ihm dieses ganze Gespräch unangenehm. Aber da sie nun einmal damit begonnen hatte, war es wohl das beste, es auch zu Ende zu bringen.

„Sie hätten es mir ruhig sagen können“, brachte er schließlich heraus.

Verständnislos sah sie ihn an. „Was hätte ich Ihnen sagen können?“

„Nun, dass Sie“, wieder machte er eine Pause, suchte nach geeigneten Worte, „dass Sie einen Partner gefunden haben“, stieß er schließlich hervor, froh darüber, dass es endlich heraus war.

Janeway riss die Augen auf. Wenn sie mit Allem gerechnet hatte damit nun doch nicht.

„So, habe ich das?“, war alles, was sie herausbrachte.

Chakotay kniff die Augen zu einem schmalen Spalt zusammen, sah sie forschend an. Wer war es, dass sie es auch noch abstritt?

„Wie kommen Sie nur auf einen so abwegigen Gedanken?“, wollte sie nun wissen. Gleichzeitig fragte sie sich aber, ob der Gedanke wirklich so abwegig war. Schließlich waren da diese Träume, die sich immer wieder um einen gewissen Commander drehten. Und dann war da auch noch diese Sehnsucht, die sie aber lieber gleich wieder zur Seite schob.

„Na gut, lassen wir das“, sagte er und wollte aufstehen, aber Janeway verstärkte den Druck auf sein Knie, sodass er gezwungenermaßen sitzen bleiben musste.

„Wie kommen Sie darauf“, fragte sie mit Nachdruck.

„Nun, gestern nacht als ich Sie noch einmal kontaktete, wollte ich Ihnen eigentlich nur noch angenehme Träume wünschen“, gab er zu.

Kathryn lächelte erfreut. „Und warum haben Sie es nicht getan?“

„Weil Sie nicht allein waren, und ich wollte nicht stören.“

„Ich war nicht allein? Also irgendetwas stimmt hier nicht. Ich war ganz bestimmt allein in meinem Quartier, und vor allem war ich allein in meiner Badewanne.“

Chakotay sah sie noch immer misstrauisch an. Hätte er sich so täuschen können, aber nein, schließlich hatte er doch ganz genau gehört, wie sie mit jemanden sprach.

„Sie haben sich mit jemandem unterhalten“; sagte er trotzig. „Sie haben gesagt: <Nanu, wo bist du denn?> und eine Weile später <Ach, da bist du ja.> .“

Um Kathryns Mundwinkel zuckte es, erst ein bisschen, dann immer mehr, schließlich warf sie den Kopf in den Nacken und lachte, lachte wie Chakotay sie in all den Jahren nicht lachen gehört hatte. Es war ein befreiendes, erleichtertes Lachen.

„Vielleicht erklären Sie mir ja auch noch, warum Sie lachen“, wollte er wissen. „Wenn es einen Grund gibt, lache ich gern mit.“

„Chakotay, Sie haben Recht“; sagte sie immer wieder von Lachen unterbrochen. „Ich war wirklich nicht allein in meiner Badewanne. Sie selbst hatten mir für meinen Badegast wenige Stunden zuvor ein Lied abgeluchst.“

„Das Quietscheentchen!“, stieß er hervor. Er kam sich vor, wie der allergrößte Idiot des gesamten Quadranten.

„Genau, das Quietscheentchen, es war unter dem Schaum abgetaucht. Ich musste es erst suchen und fand es..., nun ja ich fand es eben“, schloss sie den Satz unbestimmt und überließ es Chakotays Fantasie, wo sie das Entchen fand.

Der schluckte auch promt bei dem Gedanken, wohin das Gummientchen abgetaucht sein könnte. „Beneidenswert“; entfuhr es ihm ungewollt.

„Wie bitte?“, war es jetzt an Janeway zu fragen.

„Das Quietscheentchen, es ist zu beneiden“, sagte er frech grinsend. Warum sollte er Kathryn nicht auch in Verlegenheit bringen, wo er doch so gelitten hatte.

„Wie meinen Sie das?“ Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Chakotay sah es mit Freude, eine kleine Rache musste sein.

„Das Entchen durfte ein Bad nehmen, ich hatte nur meine Schalldusche. Was dachten Sie denn, was ich meine?“ und er lehnte sich noch immer frech grinsend entspannt zurück.

Leider konnten sie das Thema nicht weiter diskutieren, denn wie immer zu unpassender Zeit rief Tuvok den Commander zurück auf die Brücke.

Als er den Bereitschaftsraum verlassen hatte, lehnte sich auch Kathryn Janeway entspannt zurück, schloss die Augen und stellte sich vor, wie wohl so ein Bad zu dritt sein würde.